Warum ist Venedig trocken? Oder was hat es mit der Aufsteigenden Feuchtigkeit – Rising Damp – auf sich?

Hannes Lehner • 24. Juli 2018

Aufsteigende Feuchtigkeit, im Englischen Rising Damp genannt, ist ein Begriff, der in der Bauwerksabdichtung gerne für Verwirrung sorgt. Verstehen doch viele darunter die Fähigkeit, dass Wasser in einem Mauerwerk, dank Kapillareffekt, nahezu unbegrenzt aufsteigen kann. Mitnichten!

Legt man einen Ziegel ohne Horizontalsperre in ein Wasserbecken so beobachtet man, dass die Feuchtigkeit maximal 20 bis 30 cm nach oben wandert, ehe sich ein Gleichgewicht zwischen Verdampfung über die Oberfläche und Nachtransport von unten eingestellt. Anders verhält es sich, wenn die Wand verputzt ist, denn über den Putz gelingt es dem Wasser deutlich höher zu wandern. Im Regelfall ist aber auch nach einem Meter Schluß.

Genau das ist es was den Venezianern schon seit Jahrhunderten bekannt ist und deren Mauerwerk und ihre Palazzi trocken hält. Der untere Bereich der Bauwerke bleibt innen wie außen unverputzt und die aufsteigende Feuchtgkeit wird zwar nicht verhindert, aber sie bleibt ohne größere Folgewirkungen, denn gewohnt wird in der Regel ohnedies im ersten Stock. So ist man auch gegen das jährlich wiederkehrede Hochwasser – aqua alta – bestens geschützt.

Befindet sich in einem Mauwerk oberhalb dieser „magischen“ Grenzen nachweislich erhöhte Feuchtigkeit, so sind andere Ursachen dafür verantwortlich zu machen. Im Mauerwerk oder im Verputz eingeschlossene Salze können hygroskopisch wirken und Feuchtigkeit anziehen. Auch bauphysiklische Mängel können unter Umständen die Feuchtigkeit und deren Folgewirkungen erklären. Lokal auftretendes Tauwasser ist oft die Ursache von Schimmelbildung an Wänden und Decken. Undichte Wasserleitungen oder Abflussrohre können sich schleichend durch einen Wasserschaden bemerkbar machen. Ebenso können defekte Tür- oder Fenstereinbindungen oder mangelhafte Abdichtungen zu einer Durchnässung des Mauerwerkes von außen her führen.

Egal welche Ursache für den Wasserschaden verantwortlich ist, es gilt diese eindeutig zu identifizieren und zu beseitigen bevor eine Trocknung und/oder Sanierung des Mauerwerkes durchgeführt werden sollte. Wer nur das Sympton und nicht die Ursache bekämpft, sollte sich nicht wundern, wenn der Wasserschaden schon nach kurzer Zeit wiederkehrt!

Sollten Sie eine Frage zu diesem Thema haben, so schreiben Sie mir doch ein Email oder rufen mich an!

Dipl.-Ing. Dr. Hannes Lehner
Bausachverständiger / Baugutachter
+43 660 68 277 09
office@sv-lehner.at; www.sv-lehner.at

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